Goldangst

von bogenundpfeile.de

Tipps & Tricks, Ratgeber und Kaufberater für den Bogensport

Werbung*

Die „Goldangst“ ist eine gefürchtete „Krankheit“ der Bogenschützen. Der Anfänger ist vor der Goldangst immun, aber wenn man schon einige Jahre unter Turnierbedingungen Bogenschießen betreibt, entwickelt sich u.U. die Goldangst. Viele Bogenschützen entdecken nach einigen Jahren die Goldangst. Hinter der Goldangst versteckt sich die Hemmung zu lösen und damit den Pfeil sauber in das Gold zu schießen. Der Bogenschütze steht mit seinem Pin im Gold oder bleibt an der Grenze von Rot nach Gold „stecken“ und nun müsste er schießen. Er müsste, tut es aber nicht. Es gibt eine innere Hemmung, die den Schuss verhindert. In einer Abwandlung der Goldangst kommt der Bogenschütze nur ins Rot und kann das Gold nicht mehr anvisieren. Die Goldangst trifft früher oder später jeden Bogenschützen, der beim Bogenschießen auf den Aufbau der Rückenspannung und das Nachhalten verzichtet und sich stattdessen alleine auf das Zielen konzentriert.

Goldangst

Die Goldangst ist ein Problem des Gehirns, also ein mentales Problem. Die Goldangst entsteht, wenn der Fokus des Bogenschützen auf das Gold gerichtet ist (die gelbe Mitte der Zielscheibe, im Bogensportslang auch Gold genannt). Im Laufe von intensivem Training erreicht der Bogenschütze in der ersten Phase eine enorme Leistungsverbesserung. Wenn diese dann eingetreten ist, kann er sich nur noch verschlechtern. Der Bogenschütze möchte aber nach wie vor noch besser werden. Da der Bogenschütze so extrem auf das Gold ausgerichtet ist, ist das Gehirn schnell damit zufrieden, wenn der Bogenschütze den Bogen auf das Gold ausgerichtet hat. Die Folge, die Goldangst, der Bogenschütze steht im Gold und kann nicht mehr lösen oder er kann mit dem Pin nicht mehr in das Gold visieren und bleibt im roten Bereich der Scheibe stecken.

Johan Krost hat in seinem Buch „Von 0 auf 1300“ einen Fall beschrieben; die Goldangst einer amerikanischen Hochleistungsschützin wurde so überwunden, dass sie nicht mehr auf das Gold, sondern auf den roten Ring zielen sollte. Dies brachte schnell Erfolg, bis auch hier die Goldangst, oder soll man besser sagen: die Rot-Angst einsetzte. Dann wurde gleiches wiederholt, dieses Mal mit dem blauen Ring. Auch dies endete mit dem gleichen Ergebnis.

Das menschliche Gehirn kommt nicht damit klar, wenn das Ziel das Gold ist. In diesem Moment hört der Körper auf, den Befehlen zu folgen, da das Ziel ja erreicht ist. Ein ähnliches Problem haben auch die 100-m-Läufer. Der Körper hört nach 90 m instinktiv auf zu laufen, da die erreichte Geschwindigkeit ja noch locker reicht, um die gewünschten 100 m zu laufen. So kann ein 100-m-Läufer aber keinen Weltrekord laufen. Dies erreicht der Läufer, indem er sich innerlich einstellt, 110 m zu laufen.

Für Bogenschützen gilt das Gleiche. Aus diesem Grunde wurde für den Recurvebogen der Klicker erfunden und entwickelt. Der Fokus des Bogenschützen soll auf keinem Fall auf dem Zielen liegen, sondern auf den Bewegungsablauf. Das Ziel des Bogenschützen ist das Nachhalten und der Bogenschütze verbindet das Nachhalten mit großer Freude.

Die Goldangst ist also eine Folge von falschem Training und falschem Schussablauf. Dem Bogenschützen wurde entweder der korrekte Bewegungsablauf nicht vermittelt, oder es wurde versäumt, dem Bogenschützen den Sinn und Zweck des Klickers und der Rückenspannung in Verbindung mit dem Nachhalten zu vermitteln.

Wenn der Bogenschuss stattfinden soll, liegt der komplette Fokus des Bogenschützen auf der Verlagerung des Kraftaufwandes aus dem Oberarm in den Sculea-Muskel. Dies ist eine Mikrobewegung, die die volle Konzentration des Bogenschützen erfordert und daher die Goldangst unmöglich macht. Dies ist der einzige Grund, warum die Recurveschützen mit Klicker schießen und dauernd von der Rückenspannung reden.

Was ist aber nun mit Compound-Schützen, Blankbognern oder Langbogen-Schützen ?

Nun, genau dasselbe. Da die Goldangst jeden treffen kann.

Der Bogenschütze geht in den Vorauszug und zielt in diesem Moment vor, egal ob Compound, Recurve, Blank oder Langbogen. Dann wird geankert und die letzten Visierkorrekturen vorgenommen. Ab diesem Moment beschäftigt sich der Geist des Schützen NICHT MEHR mit dem Zielen, sondern ist einzig und alleine damit beschäftigt, den Schuss zu lösen.

Der Recurve-Schütze mit dem Klicker löst mit der Rückenspannung den Klick aus und oh Wunder, der Pfeil fliegt in das Gold, auch ohne zu zielen! Den gezielt hat man ja schon im Vorauszug und im Anker.

Der Compound-Schütze hängt in der Wand und hat keinen Klicker. Zwar kann ein Backtension-Release die Rückenspannung simulieren, dies ist jedoch eine schwierige Bewegung. Der Compound – und der Blankbogenschütze kann mit einer kleinen Bewegung von links nach rechts (oder rechts nach links) oder von oben nach unten (oder von unten nach oben) unterstützten und mit einem zeitlichen Faktor arbeiten. Die Bewegung zum Gold wird ausgeführt, und nach einer bestimmten Zeitdauer wird der Schuss gelöst. Der Fokus des Bogenschützen liegt hier also auf der Zeit, in keinem Fall auf dem Gold!

Was tun, wenn einem die Goldangst gepackt hat?

Wen die Goldangst so richtig gepackt hat, hat ein Problem, für dass es kein Patentrezept gibt. Es hängt davon ab, wie früh die „Goldangst“ behandelt wird und wie tief sie schon fortgeschritten ist. Dies ist kein Spaß, bei einer sehr tiefen Goldangst kommt der Bogenschütze ohne psychologischer Betreuung alleine nicht mehr heraus und muss den Sport aufgeben.

Wenn die Goldangst noch in einem frühen Stadium ist, dann sollte der Bogenschütze folgendes probieren:

  1. Die Zielauflage herunternehmen und mindestens 500 Pfeile (nicht weniger, eher mehr) auf eine große schwarze Scheibe schießen. Die Schüsse sollten sogar blind abgegeben werden, damit der Bogenschütze sich wieder auf den eigentlichen Bewegungsablauf konzentriert. Dieser Vorgang muss konzentriert ausgeübt werden.
  2. Als nächstes sollten weitere ca. 500 Pfeile (nicht weniger, eher mehr) auf einen Bierdeckel abgegeben werden. Auch hier soll der Bogenschütze sich auf den Aufbau der Rückenspannung konzentrieren, das Zielen ist Nebensache.
  3. Nun darf zum ersten Mal wieder eine Zielauflage aufgelegt werden, jedoch sollte das Gold herausgeschnitten sein, so dass der Bogenschütze immer noch kein Gold sieht. Der Bogenschütze schießt weitere mindestens 500 Pfeile auf die Zielauflage mit dem schwarzen Fleck in der Mitte. Jeder Schuss wird hochkonzentriert durchgeführt: der Bogenschütze baut die Rückenspannung auf und löst unbewusst und nicht bewusst.
  4. Nach diesem Prozess kann der Bogenschütze nun wieder eine reguläre Zielauflage benutzen und darauf schießen. Wenn die Goldangst nicht zu tief sitzt, sollte das Manko beseitigt sein. Aber ACHTUNG! Die Goldangst wird zurückkehren, wenn der Boenschütze wieder in seinen alten Trott fällt. Es ist von immenser Bedeutung, dass der Bogenschütze sich beim Abschuss auf die Rückenspannung konzentriert und den Schuss nachhält und nicht auf das Zielen. Außerdem muss der Bogenschütze bei jedem Training auf 5 m Techniktraining durchführen, vor allem mit geschlossenem Auge. Der Anteil des Techniktrainings beim Bogenschießen darf durchaus zwischen 50 – 70% liegen.

Helfen diese Tipps nicht, sollte man in der Tat psychologischen Rat suchen. Dann sitzt das Problem tiefer und kann nicht ohne Hilfe beseitigt werden.