Bergschüsse

von bogenundpfeile.de

Tipps & Tricks, Ratgeber und Kaufberater für den Bogensport

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Bogenschießen mit steilen Bergauf- und Bergabschüssen erhöhen die Anforderung an den Feldbogenschützen. Es reicht nicht mehr aus, die korrekte Entfernung zu schätzen. Wenn die Zielscheibe 30 m entfernt steht, jedoch steil bergauf geschossen wird, dann muss der Feldbogenschütze das Visier kürzer einstellen, z. B. auf 26 m (abhängig von dem Winkel und von der Entfernung). Beim WA-Schießen (früher FITA) fliegt der Pfeil immer auf der horizontalen Ebene, daher wirkt die Erdanziehungskraft auch immer gleich auf den Pfeil. Bei steilen Bergauf- und Bergabschüssen ist dies nicht der Fall. Die Erdanziehungskraft beeinflusst den Pfeil in Abhängigkeit des Winkels anders. Als Resultat muss der Feldbogenschütze bei steilen Bergauf- und Bergabschüssen eine kürzere Visierentfernung einstellen.

Warum ist das so?

Die Erdanziehungskraft übt eine permanente Kraft auf denPfeil aus. Die Erde „zieht“ am Pfeil!

Feldbogenphysik

Ein horizontal geschossener Pfeil folgt einer Kurve und fällt irgendwann auf den Boden – warum? Die Erdanziehungskraft übt eine permanente Kraft auf den Pfeil aus und zieht den Pfeil damit in Richtung Erdmittelpunkt. Auf den Pfeil wirkt zum einen die horizontale Kraft der Abschussenergie und gleichzeitig auch die Erdanziehungskraft. Beide Kräfte wirken zusammen und führen beim Bogenschießen zu dem bekannten Bogenflug des Pfeils.

Ein vertikal nach unten geschossener Pfeil wird durch die Erdanziehung ständig beschleunigt. Die Geschwindigkeit nimmt in Abhängigkeit der Falldauer permanent zu.

Umgekehrt wird ein vertikal nach oben geschossener Pfeil durch die Erdanziehungskraft gebremst. So ein Schuss ist beim Bogenschießen wegen der Sicherheit verboten.

Ein horizontal geschossener Pfeil fällt umso schneller in Richtung Boden, je länger der Pfeil fliegt. Bei einem horizontalen Pfeilflug wirkt nichts der Erdanziehungskraft entgegen. Dies ändert sich bei steilen Beraufschüssen und steilen Bergabschüssen.

Bei einem steilen Bergaufschuss wird die Geschwindigkeit des Pfeils in eine horizontale und eine vertikale Kraft aufgeteilt. Zum einen wird eine Strecke zurückgelegt, zum anderen ein Höhenunterschied überwunden. Die vertikale Kraft zur Überwindung des Höhenunterschieds wirkt der Erdanziehungskraft entgegen. Damit hat die Erdanziehungskraft nicht mehr denselben Einfluss auf den Pfeil wie bei einem horizontalen Schuss. Damit reduziert sich faktisch die Sinkgeschwindigkeit des Pfeils und der Pfeil fliegt weiter. Als Ergebnis muss der Feldbogenschütze beim Bogenschießen bei steilen Bergaufschüssen von der Entfernung in der Visiereinstellung etwas abziehen.

Bei steilen Bergabschüssen passiert Ähnliches, nur dass hier die vertikal nach unten gerichtete Kraft der Erdanziehungskraft hinzuaddiert werden muss. Als Ergebnis wird der Pfeil schneller und erreicht damit sein Ziel „früher“.

Dies gilt vor allem bei weiteren Entfernungen. Bei kurzen Entfernungen wirkt sich der Einfluss der Erdanziehungskraft nicht so deutlich auf den Pfeilflug aus.

Beim Bogenschießen muss der Feldbogenschütze also sehr viel Erfahrung sammeln. Während bei kleinen Steigungen die hier geschilderten Effekte sehr gering sind, nehmen die Kräfte bei steileren Hanglagen sehr schnell zu. Dies erfordert von dem Feldbogenschützen sehr viel Erfahrung und Übung.

Der Feldbogenschütze muss bei steilen Schüssen den Winkel bestimmen und entsprechend in der Visiereinstellung abziehen. Jedoch ist bei Schüssen bergauf weniger abzuziehen als beim gleichen Winkel bergab.

Faustformel:

Neigungen bis 5° werden bei der Entfernungsbestimmung ignoriert, da diese nicht ins Gewicht fallen. Bei größeren Neigungen werden aus gleichem Grund immer 5° abgezogen, da diese nicht berücksichtigt werden sollen.

Bei Bergschüssen sollten pro 5° Neigung ca. 1,25% von der ermittelten Entfernung abgezogen werden. Bei Talschüssen sollten pro 5° Neigung ca. 2,5 % von der ermittelten Entfernung abgezogen werden.

Für die Bestimmung des Winkels eignet sich der eigene Bogen perfekt. Einfach den Bogen am gestreckten Arm gerade halten und dann z. B. das Visier für die Winkelmessung benutzen. Dies ist nach dem Reglement verboten, da dies aber alle Feldbogenschützen so durchführen und man dies von außen nicht beurteilen kann, sollte auch der Einsteiger diese Mittel anwenden. Allerdings sollte man dies nicht zu offensichtlich durchführen, sonst könnte eine Ermahnung vom Kampfrichter und schließlich den Ausschluss vom Wettkampf erfolgen (dann muss man es aber schon sehr offensichtlich durchgeführt haben). Am Bogen dürfen keine sichtbaren Markierungen oder Hilfen angebracht sein, die eine solche Messung ermöglichen würden (z. B. das Anbringen eines Winkelmessers), in der Praxis lässt sich aber immer irgendetwas finden, dass sich für die Winkelbestimmung verwenden lässt.

Tipp:

Wenn man Daumen und Zeigefinger weit spreizt und den Arm weit gestreckt von sich hält, ergibt sich häufig der Winkel von 15°. Wenn man nun vom Schießplatz aus einen horizontalen Punkt anvisiert und den Daumen und Zeigefinger spreizt kann man die Abweichung zur Zielscheibe bestimmen, ein Drittel entsprechen ca. 5°.

Tipp:

Bei steilen Hanglagen, die zudem noch schräg verlaufen, verkantet der Bogenschütze häufig den Bogen und als Folge wird die Zielauflage seitlich verfehlt. Für den Compoundbogen ist die Verwendung einer Wasserwaage von Vorteil. Bei den anderen Bögen hilft es, sich einen „geraden“ Orientierungspunkt zu suchen. Dieser Orientierungspunkt kann ein gerade gewachsener Baum sein an dem man die Wurfarme ausrichtet.