Die Form des Compoundbogens hat wesentlichen Einfluss auf die Schießleistung. Man unterscheidet grob den Reflex- und den Deflex-Bogen. Aus diesen unterschiedlichen Formen leiten sich eine höhere Pfeilgeschwindigkeit oder eine höhere Präzision ab. Außerdem spielt die Länge des Bogens eine Rolle. Ein Wettkampf-Compound für die WA im Freien sollte mindestens 36 Zoll Länge (besser länger) aufweisen, da hier die Präzision am größten ist. Die ist bei der WA im Freien von extremer Bedeutung. Wer jedoch lieber Feldbogen oder 3D schießt, hat ein Schätzproblem und dieser Schwäche kann man durch höhere Pfeilgeschwindigkeit begegnen, die allerdings wiederum etwas Präzision kostet.
Compound: Deflex oder Reflex
Die Form des Bogens ist sehr wichtig für die Eigenschaften. Bevor man also sich für einen deflexen oder einen reflexen Compound entscheidet, muss man sich bewusst sein, dass die Optik KEINE Rolle für die Kaufentscheidung spielen sollte. Zwar muss einem der Compound gefallen, wer jedoch lieber WA schießt, der benötigt nun einmal bestimmte Eigenschaften. Entsprechendes gilt für jemanden, der lieber 3D schießt oder alle Disziplinen machen möchte.
Der Compoundchütze muss sich also zu Beginn mit den verschiedenen Disziplinen auseinander setzen:
- WA im Freien. Hier werden 70 m geschossen oder die große WA (FITA) mit den Distanzen 90 m, 70 m, 50 m und 30 m (Männer; Frauen schießen 70, 60, 50, 30 m). Da es sich hier um exakt vorgegebene Distanzen handelt, kommt es besonders auf große Präzision an. Wer bei einer WA beim Compound 1300 Ringe schießt, gilt als Mittelmaß; dies ist keine besondere Leistung. Wer also in der Oberliga mitschießen möchte, benötigt einen Bogen, der sehr präzise ist und identische Schüsse ermöglicht, die Konkurrenz unter Compoundschützen ist sehr groß und WA – Bogenschützen müssen jeden Vorteil ergreifen den sie bekommen können.
- 3D-Schießen. Das Kill ist sehr groß und die Präzision, die beim WA im Freien erforderlich ist, spielt hier nicht die herausragende Rolle. Jedoch weiß man beim 3D-Schießen nicht wie weit das 3-D-Tier entfernt ist. Je schneller der Pfeil, umso mehr darf man sich in der Entfernung verschätzen. Hier ist ein besonders schneller Pfeil mit einer flachen Flugkurve von Vorteil
- Feldbogen: Beim Feldbogenschießen liegt die Schwierigkeit zwischen der WA im Freien und dem 3-D-Schießen. Da die Scheibengröße bekannt ist, sind die Schätzungen einfacher, denn das Ziel ist so groß wie bei der WA im Freien. Das Feldbogenschießen benötigt also einen Compound, der schnelle Pfeile wirft aber dennoch präzise bleibt.
Oben sind ein deflexer und ein reflexer Compound abgebildet. Bei einem reflexen Compound ist das Griffstück des Mittelteils aus der gedachten Linie zwischen den Wurfarmenden nach hinten verschoben. Durch die kürzeren Wurfarme und dem anderen Winkel resultiert auf einem solchen reflexen Compound die Pfeilgeschwindigkeit. Ein reflexer Bogen wirft die Pfeile also schneller als ein deflexer Bogen. Leider ist ein reflexer Bogen auch ungenauer und nicht so präzise. Für WA im Freien (FITA) benötigt man also einen deflexen Bogen.
Bei den Bildern ist erkennbar, dass die Standhöhe bei dem reflexen Compound niedriger ist als bei dem deflexen Compound. Die niedrige Standhöhe ist die Ursache dafür, dass der reflexe Compound nicht so präzise ist wie der deflexe. Mittlerweile baut man Compoundbögen, die reflex sind, schon mit einer größeren Standhöhe. Damit werden auch reflexe Compoundbögen präziser.
Merke: Niedrige Standhöhe gleich schneller Bogen und damit auch etwas ungenauer. Große Standhöhe, dann etwas geringere Pfeilgeschwindigkeit jedoch bessere Genauigkeit! Und dass unabhängig von der Form des Bogens!
Wer also lieber WA im Freien schießt, benötigt, um Wettbewerbsfähig zu sein, einen großen Compound mit einer großen Standhöhe. Die Pfeilgeschwindigkeit ist hier nicht so entscheidend.
Wer eher ein Feldbogentyp ist, benötigt einen Compound, der eine hohe Pfeilgeschwindigkeit erlaubt, dennoch noch relativ präzisen Pfeilflug erlaubt. Hier würde sich ein reflexer Compound mit einer großen Standhöhe anbieten.
Wer reiner 3-D-Schütze werden will, kann einen möglichst kleinen reflexen Compound mit einer niedrigen Standhöhe nehmen. Aber Achtung: Das Reglement beachten! Die Pfeilgeschwindigkeit darf nach aktuellem Reglement im 3D-Bereich nicht mehr als 300 fps betragen (Feet per Second).
Nach WA-Reglement darf die maximale Wurfleistung des Compound 60 lbs nicht überschreiten. Wer an Turnieren teilnehmen möchte, sollte sich also vor dem Kauf beraten lassen, inwieweit der Compound für die Wunsch – Disziplin zugelassen oder geeignet ist.