Die Bogensehne wird vom Hersteller in der Regel gewachst geliefert, meistens ist auch schon der Nockpunkt gesetzt. Der fortgeschrittene Bogenschütze baut sich die Sehne vielleicht sogar selber. Der Einsteiger im Bogensport ist mit den beim Fachhändler gekauften Bogensehnen gut bedient und kann damit seine Schießtechnik verbessern und auch Turniere bestreiten.
Wenn die Leistung des Bogenschützen steigt und höhere Ziele angestrebt werden, wie z. B. die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft, muss der Bogenschütze die Sehne selber bauen. Ein Bogenschütze auf diesem Niveau muss genügend materialkundig sein, um sein Bogenschießen effektiv auszuüben. Nur ein Bogenschütze, der sein Material kennt und auch selber eine Sehne bauen kann, kann über Veränderungen im Sehnenbau das Bogenschießen verbessern und erhält natürlich Sehnen, die recht gleich reagieren.
Die Bogensehne und der Nockpunkt
Die Bogensehne hat die Aufgabe, die Kraft der Wurfarme auf den Pfeil zu übertragen. Die Sehne kann aus unterschiedlichen Materialien bestehen. Die Materialentwicklung geht in diesem Bereich schnell voran und es gibt immer wieder neue. Die Bogensehne ist heute aus einem Material, das leicht 10.000 Schüsse aushalten kann. Die gut gepflegte Bogensehne reißt nicht. Der Bogenschütze sollte darauf achten, die Sehne von Zeit zu Zeit zu wachsen und vor und nach jedem Training oder Turnier auf eventuelle Beschädigungen zu prüfen. Wenn sich ein Strang der Sehne gelöst hat, MUSS die Sehne sofort ersetzt werden.
Ein beschädigter Strang der Sehne ist nicht nur gefährlich, sondern wirkt sich auch auf das Trefferbild aus. Eine Sehne besteht aus 16, 18 oder 20 Strängen. Die Anzahl der Stränge pro Sehne hängt von der Kraft ab, die auf die Sehne wirken soll und von dem verwendeten Sehnenmaterial.
Hier ist eine auf dem Boden ausgelegte Sehne für einen Recurvebogen zu sehen.
Die Bestandteile der Bogensehne
In der Position 1 ist hier die eigentliche Bogensehne zu sehen die aus verschiedenen Strängen zusammengeflochten wurde. Die Sehne ist schwarz. Es ist jedoch auch erlaubt, die Sehne farbig zu gestalten. Es darf sich daraus nur kein zusätzlicher Orientierungsvorteil ergeben. Insbesondere die Blankbogenschützen müssen da vorsichtig sein, da der eine oder andere Kampfrichter hier eine zusätzliche, verbotene, Orientierungshilfe entdecken könnte.
In der Position 2 ist, hier in Blau, die Mittenumwicklung zu sehen. Die Mittenumwicklung ist für den Schutz der Sehne notwendig. Beim Lösen des Pfeils wird die Sehne in Schwingungen gebracht. Das führt dazu, dass die Sehne immer an dem Armschutz des Bogenschützen anschlägt (immer, auch wenn der Bogenschütze es nicht immer bemerkt). Dieses Anschlagen an den Arm beschädigt die Sehne, die zwar hohe Zugbelastungen aushält, aber sehr empfindlich für seitliche Krafteinwirkungen ist. Ohne die Mittenumwicklung würde die Sehne schnell beschädigt und im schlimmsten Fall auch reißen.
Nach dem Reglement darf die Mittenumwicklung nicht im sichtbaren Bereich des Auges enden, da dies eventuell als zusätzlicher Orientierungspunkt genommen werden könnte.
In der Position 3 ist der Nockpunkt zu sehen. Der Bogenschütze nockt den Pfeil unter dem Nockpunkt in die Sehne. Der Nockpunkt wird vom Bogenbauer um ca. 9 mm überhöht auf die Sehne aufgebracht. Die Überhöhung bezieht sich dabei auf die Pfeilauflage die im rechten Winkel auf die Sehne verlängert und danach um ca. 6 – 9 mm nach oben versetzt wird. Die Überhöhung des Nockpunktes gleicht das Ziehen der Sehne und die damit verbundene Höhenverringerung zur Pfeilauflage aus, sprich: Der Pfeil liegt beim idealen Auszug gerade auf der Pfeilauflage.
Hier ist zusätzlich noch ein unterer Nockpunkt gesetzt. In diesem Fall wird der Pfeil immer noch unter dem oberen Nockpunkt eingenockt.
In der Position 4 ist ein Kisser zu sehen. Der Kisser ist eine Mundmarke, die bei Recurvebögen mit Visier (also nicht Blankbogen oder gar Langbogen) erlaubt ist. Der Compoundbogen darf sogar zwei Kisser haben. Der Kisser ist ein zusätzlicher Orientierungspunkt für den Bogenschützen. Beim Auszug wird im Idealfall der Kisser an den Mundwinkel gepresst und der Bogenschütze erhält einen Anhaltspunkt auf der Nasenspitze, am Kinn und am Mundwinkel. Dies verbessert bei vielen Bogenschützen das Ankern (wenn er damit umgehen kann).
In der Position 5 ist das „Ohr“ der Sehne zu sehen. Die Sehne hat zwei Ohren, das untere wird in der Regel kleiner gefertigt als das obere, um dem Bogenschützen eine zusätzliche Hilfe zu geben, wie die Sehne montiert werden muss. In diesem Fall ist das Ohr zusätzlich gewickelt. Dies geschieht mit dem gleichen Material wie bei bei der Mittenumwicklung. Die Ohren der Sehnen sind an den Wurfarmen nicht nur Zug-, sondern auch seitlichen Belastungen ausgesetzt.
Es gibt Bogenschützen, die die Ohren der Sehne nicht umwickelt haben möchten. Dies geschieht aus dem Wunsch heraus, die Sehne möglichst leicht zu bauen. Es ist auch richtig, dass jedes Gramm, das an der Sehne befestigt ist, sich auf den Pfeilflug auswirkt und am besten würde die Sehne gar nichts wiegen. Je schwerer die Sehne ist, desto mehr Kraft schluckt sie und umso weniger Kraft wird auf den Pfeil übertragen. Ab einer bestimmten Zugstärke spielt dies aber keine Rolle mehr, da einfach genügend Kraft zur Verfügung steht. Im Gegenteil, dann kommt die Sicherheit und Stabilität mehr in den Vordergrund. Je geschützter die Sehne ist, desto mehr Freude habe ich an der Sehne. Es ist auch richtig, dass eine dickere Sehne nicht so empfindlich auf Lösefehler reagiert. Wer genügend Zugkraft auf dem Finger halten kann, darf sich den Luxus erlauben, eine Sehne zu schießen, die einen Strang mehr hat.