Bogenschießen ist die Kunst des Identischen. Das Lösen des Pfeils von der Sehne erfolgt konstant, ruhig, konsequent und mutig. Die Knie sind fest, aber nicht durchgedrückt. Der Oberkörper ist gerade und leicht nach vorne geneigt. Beim Bogenschießen ist der Bogenarm durchgedrückt und eingedreht, die Hand ist um ca. 90° geneigt.
Der Griff in den Bogen und der Griff in die Sehne werden immer identisch ausgeführt. Das Lösen geschieht beim Bogenschießen durch Aufbau der Rückenspannung. In der Ankerposition wird die Kraft der Zughand von dem Arm in einer Mikrobewegung in das Schulterblatt der Zughand umgeleitet. Dadurch werden beim Bogenschießen die letzten 2 mm des Auszugs über den Klicker überwunden und gelöst. Die Zughand gleitet nach hinten, die Finger verbleiben in der Abschusshaltung.
Bogenschießen
Bogenschießen ist aber viel mehr als ein technischer Ablauf. Wenn der Pfeil die Bogensehne verlässt, muss die Körperspannung aufrecht erhalten bleiben und der Kopf lenkt den Pfeil in das Ziel. Das aus der Ferne ertönende „Plop“ und informiert den Bogenschützen, dass der Pfeil eingeschlagen ist. Über den Schuss baut sich bis zum Einschlag auf die Scheibe eine Spannung auf: Bogenschießen macht Spaß!
Auf den kurzen Distanzen ist dieses Gefühl nicht zu erreichen, aber jenseits der 50 m können die Pfeile kaum noch vom Schützen beobachtet werden. Aber das „Plop“ gibt eine klare Rückmeldung: der Pfeil ist eingeschlagen. Schnell lernt man, anhand des Plops auch die Trefferlage auf der Scheibe abzuschätzen. Am schlimmsten ist es, wenn man das Plop wegen eines Störgeräusches nicht hören kann, z. B. wegen einem vorbeifahrenden Autos oder eines tiefliegenden Flugzeugs. Diese innere Aufgewühltheit, weil der Pfeil ja doch die Scheibe verfehlt haben könnte! Bogenschießen ist sicherlich nicht langweilig!
Beim Bogenschießen entsteht höchste Zufriedenheit nach jedem Schuss. Man entwickelt große Freude und erwartet das Plop. Bogenschießen gibt Selbstvertrauen und innere Freude und Zufriedenheit, wenn man es richtig ausführt (Grinz).
Perfektes Bogenschießen benötigt Perfektion des Bewegungsablaufs. Alle Bewegungen werden identisch ausgeführt, immer und immer wieder. Um dies zu erreichen, bedarf es vieler tausend Schüsse, die den Bogenschützen den Bewegungsablauf beim Bogenschießen immer detaillierte wahrnehmen lassen. Mancher Jung-Bogenschütze ist schon nach wenigen Pfeilen überzeugt, den identischen Bewegungsablauf zu haben. Wenn es so wäre, würden auch Einsteiger ihre Pfeile auf 90m auf einen Bierdeckel schießen können, und zwar immer und immer wieder, ohne Ausnahme. Die Praxis zeigt, dass es anders läuft. Der Griff in den Bogen, der Griff in die Sehne und der Stand müssen von dem Bogenschützen immer identisch ausgeführt werden. Dies schaffen aber nur die Wenigsten, und diese auch nur durch langjähriges Training und intensivem und bewusstem Bogenschießen.
Bogenschießen erlernt man also nicht „in einer Woche“. Die Ausbildung zum Bogenschützen dauert zumindest 3 Jahre und häufig noch länger. Kürzer geht es nicht und die Dauer lässt sich auch nicht wirklich beschleunigen. Durch intensives Training kann man allerdings die Qualität erhöhen und ein etwas besserer Bogenschütze werden. Bogenschießen benötigt Zeit!
Der Mensch benötigt viel Zeit und viel Erfahrung, um die nächsten Verständnisebenen beim Bogenschießen zu erreichen. Je mehr der Bogenschütze vom technischen Ablauf des Bogenschießens versteht, um so besser wird er begreifen und trainieren können.
Das Bogenschießen ist im Grunde sehr einfach, Bogenschießen ist die Kunst des Identischen. Das Problem ist der Bogenschütze, der immer nur glaubt, alles identisch zu betreiben. Das Bogenschießen muss sehr intensiv und konstant betrieben werden. (Mindestens 2-mal pro Woche, besser 3- oder 4-mal), dabei sind Schusszahlen von 500 Pfeilen pro Woche (konstant) und mehr wünschenswert.
Während dieser Ausbildungszeit zum Bogenschützen muss der Bogenschütze sich mit dem Material auseinandersetzten, er muss die Regeln der jeweiligen Wettkämpfe lernen, er muss sich mit Trainingsmethoden befassen und dabei auch mentales Training oder Zen – Atmung erlernen und anwenden. Und wenn er alles verstanden hat, benötigt der Bogenschütze noch Kraft und Audauer und auch Geld, um sich gute Pfeile und gute Wurfarme zu leisten.
Bogenschießen erfordert den Aufbau einer Rückenspannung; das ist das zentrales Element im Schussablauf. Viele Bogenschützen beschäftigen sich beim Bogenschießen mit dem Zielen und wundern sich, warum sie sich nicht weiter entwickeln. In jeder Literatur für das Bogenschießen gibt es genügend Hinweise zu diesem Thema und alle reden davon. Aber nur wenige Auserwählte begreifen wirklich, was Rückenspannung ist. Rückenspannung kann man wahrscheinlich nur verstehen, wenn man einige tausend Pfeile über den Klicker geschossen hat. Zielen ist beim Bogenschießen eine Bewegung und kein statischer Ablauf. Der Bogenschütze zielt im Anker vor, dann konzentriert er sich darauf, die Rückenspannung aufzubauen. Dies erfordert vom Bogenschützen die volle Konzentration. Jegliche Ablenkung führt zu einem falschen Bewegungsablauf. Der Schuss ins Gold ist die Konsequenz eines perfekten Schussablaufs und nicht des Zielens. Bogenschießen ist die Kunst des Identischen!
Ergänzt um das Nachhalten und einer Haltung, den Pfeil regelrecht mental in das Ziel zu lenken, wird man zum guten Bogenschützen und kann das Bogenschießen genießen.