Der Recurve- und der Compoundschütze benutzen beim Bogenschießen ein Visier. Recurveschützen ohne Visier schießen in der Blankbogen- bzw. Barebowklasse.
Das Visier für das Bogenschießen ist nicht mit einem Visier auf einem Gewehr zu vergleichen. Auf einem Gewehr gibt es Kimme und Korn, die über einen langen Lauf das Ziel erfassen. Beim Bogenschießen entsprich das komplette Visier dem Korn und der Bogenschütze, oder besser das solide Ankern des Bogenschützen der Kimme. Das Bogenschießen erfordert in erster Linie die Stabilität des Bogenschützen in einem konstanten Bewegungsablauf. Gleichwohl führt ein Visier zur besseren Pfeilgruppierung.
Das Visier für den Bogenschützen
Es gibt im Bereich der Visiere große Materialunterschiede; ein preiswertes Visier für 30 Euro ist meistens nicht fein genug einzustellen bzw. verstellen es die Erschütterungen des Bogens immer wieder. Die besseren Visiere fangen in der Preiskategorie ab 80 Euro an und zeichnen sich vor allem durch die Feineinstellung aus, gute Qualität gibt es aber erst bei Visieren um ca. 300 Euro.
Der Bogenschütze muss den Umgang mit dem Visier lernen. Schnell ist das Visier in die falsche Richtung gedreht und der Pfeil verfehlt die Zielauflage.
Hier ist ein Visier dargestellt, an dem die Einstellung geändert wird.
An Position 1 kann man die Stange sehen, an dem das Visier nach oben und unten geführt wird. Je höher das Visier eingestellt wird, desto näher das Ziel. Je tiefer das Visier, desto weiter die Entfernung.
An Position 2 kann man das Zielkreuz erahnen (es wird im Bild durch die Hand verdeckt). Die Schützin verstellt gerade das Visier in der Links-Rechts-Einstellung. Wird das Zielkreuz nach links gedreht, so wandert der Pfeil nach rechts. Wird das Zielkreuz nach rechts gedreht, so wandert der Pfeil (die Trefferlage) auf der Zielauflage nach links.
An Position 3 ist an diesem Visier ein Drehknopf, mit dem die Höhe des Visiers nach oben und unten eingestellt werden kann.
Auf Position 4 kann man den Steg sehen, mit dem das Visier an dem Mittelteil angebracht ist.
Der Steg wird zu Beginn in das hinterste Loch an dem Mittelteil fixiert. Das Visier steht also maximal vom Bogen weg. Aus diesem Grunde ergibt sich der größtmögliche Abstand zwischen Auge und Visier. Je weiter der Abstand ist, desto feiner ist der Weg zur Zielauflage einzustellen. Dies ermöglicht damit auch ein feineres und genaueres Zielen.
Worauf muss ich beim Kauf eines Visier achten?
Ein Visier sollte auf jeden Fall leicht verstellbar sein. Wer das Feldbogenschießen liebt, muss ständig das Visier verstellen. Hierfür ist es unbedingt erforderlich, dass sowohl die Höhenverstellung als auch die seitliche Verstellung nach links und rechts mit einem Schnellverschluss möglich ist.
Wenn man erst mit einem Inbusschlüssel irgendwelche Schrauben lösen muss, ist das Visier nicht wirklich praxistauglich. Außerdem sollte das Visier eine gewisse Stabilität haben. Je stärker die Zugkraft des Bogens, desto stärker wirken auch die Schwingungen auf das Visier. Es gibt für den Bogenschützen kaum etwas Blöderes, wenn sich das Visier im Laufe des Turniers von Schuss zu Schuss verstellt. Dann macht das Bogenschießen keinen Spaß mehr!
Für den Compoundschützen ist es wichtig, dass möglichst diskrete Feineinstellungen auf dem Visier möglich sind. Die Feineinstellungsfähigkeit des Visiers macht sich auf den großen Distanzen 70 und 90 m bemerkbar. Bei diesen Distanzen genügt schon ein Millimeter, um auf 90 Meter von dem unteren Gold in das obere Rot zu kommen.
Je stärker der Bogen ist, desto feiner sollte das Visier justierbar sein. Ein gutes Visier erkennt man daran, dass vier Klicks in die eine Richtung und vier Klicks wieder zurück das Visier auf exakt die gleiche Position bringen. Dies ist nicht selbstverständlich und nur wenige Visiere können das leisten.
Wie stelle ich das Visier ein?
Zu Beginn wird das Visier auf kurze Entfernungen (Anfänger 10 m) eingeschossen und so lange verstellt, bis die Pfeilgruppe (3 – 5 Pfeile sollten auf die Größe eines Bierdeckels geschossen werden) im Gold stecke. Die Visiereinstellung muss der Bogenschütze anhand der Skala ablesen und in seinem Schießbuch eintragen.
So steigert man sich von 10 m auf 18 m auf 25 m auf 30 m auf 40 m auf 50 m. Die Visiereinstellungen werden vom Bogenschützen stets notiert, damit diese bei Bedarf zur Verfügung stehen. Gleichzeitig werden auch die Wetterbedingungen notiert, bei dem diese Visiereinstellungen geschossen worden sind. Bei strahlendem Sonnenschein ist die Visiereinstellung tiefer und bei Regen höher.
Auch Abweichungen nach links und rechts pro Entfernung werden notiert. Benutzt der Schütze sehr gutes Material und verfügt über eine ausgereifte Schießtechnik, können die Visiereinstellungen mittels Dreisatz auf jeden Meter errechnet werden. Bei den Anfängern und bei der Verwendung von preiswerteren Holzwurfarmen ist die Leistung nicht so gleichmäßig. Dann darf die Ermittlung der Visiereinstellungen über den Dreisatz nur als Anhaltspunkt genommen werden.
Der Bogenschütze notiert sich die Visiereinstellungen bei jedem Schießen um so Abweichungen festzustellen, die Abhängig von der Wetterlage oder von der Tageszeit sind. So baut sich der Bogenschütze nach und nach die notwendige Erfahrung auf, die für das Bogenschießen notwendig ist. Je schneller der Bogenschütze auf Abwreichungen reagieren kann, um so besser ist das Ergebnis auf der Zielauflage.
Das Visier stellt man nach folgender Regel ein. Das Zielkreuz im Visier immer in Richtung des Pfeils drehen. Steckt der Pfeil rechts auf der Scheibe, dann wird das Visier (gesehen in Schussrichtung) nach rechts gedreht. Steckt der Pfeil oben auf der Zielauflage, so wird das Visier hoch gestellt. Steckt der Pfeil unten auf der Zielscheibe, so wird das Visier nach unten gestellt.
Verschiedene Zielkreuze für das Visier
Für die besseren Visiere gibt es unterschiedliche Zielkreuze. Die verschiedenen Zielkreuze können nach Geschmack des Bogenschützen und der Art der Zielauflage variiert werden. Es gibt für die Farbe und Form des Zielkreuzes keine Regeln.
Es gibt Visiere die anstelle eines Zielkreuzes mit einem Leuchtpin ausgestattet sind. Während für den Compound hier im keine Regeln gelten, darf bei einem Recurveschützen der Leuchtpin nicht mehr als 2 cm lang sein. Diese Regel soll verhindern, dass der Bogenschütze mit einem superlangen Pin eine zusätzliche Zielhilfe erhält. Dann wäre das Bogenschießen ja so einfach wie bei einem Gewehr, sprich der Bogenschütze könnte mit Kimme und Korn arbeiten.
Beim DFBV gibt es eine solche Regel nicht. Der Leuchtpin hat den Vorteil, dass die Glaßfaser über die Länge des Stifts das Licht aufnimmt und an den Enden des Pins abgibt. Besonders in dunklen Hallen erhält der Bogenschütze damit einen hellen Zielpunkt. Für viele Bogenschützen ist der Leuchtpin angenehm zu schießen. Andere Bogenschüzen finden den Leuchtpin als zu grob für feines Schießen. Das richtige Visier sollte Abhängig von der Schießdisziplin und der Farbe der Scheibenauflage variiert werden können.
Das Bogenschießen ist sehr individuell, am besten probiert man eine Reihe von Zielkreuzen aus. Das für den Bogenschütze angenehmste Zielkreuz ist das richtige.