Der Pfeilschaft

von bogenundpfeile.de

Tipps & Tricks, Ratgeber und Kaufberater für den Bogensport

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Der Schaft ist der größte und längste Teil des Pfeils. Aus dem Pfeilschaft wird durch das Anbringen von Spitze, Nocke und Befiederung der Pfeil. Der Pfeilschaft bildet also die Basis für den Pfeil und will nach bestimmten Kriterien ausgesucht werden. Der Pfeilschaft kann aus Holz, Aluminium, Carbon oder Aluminium/Carbon bestehen. Die verschiedenen Materialien haben jeweils eigene Eigenschaften, die je nach Einsatzzweck und Geld des Bogenschützen ausgewählt werden.

Der Schaft

Für die richtige Auswahl des Pfeilschafts sollte man grundsätzliche Dinge über die Pfeilphysik wissen und beachten. Auch die Unterschiede der verschiedenen Materialien (Holz, Aluminium, Carbon) sollten zuvor bekannt sein.

Um den richtigen Pfeilschaft auszuwählen, muss zuvor die richtige Pfeillänge für den Bogenschützen bestimmt werden. Jeder Bogenschütze hat eine andere Armlänge und damit auch eine andere Auszugslänge. Bei einem Recurvebogen bedeutet dies, dass je nach Auszugslänge auch eine andere Kraft auf den Pfeil übertragen wird. Es muss also auch das echte Zuggewicht auf dem Finger des Bogenschützen ermittelt werden. Dies erfolgt mit einer Bogenwaage: der Bogenschütze und zieht den Bogen mit einer Federwaage bis zu seinem Anker aus. Die Federwaage misst die dabei aufgewendete Kraft somit das individuelle Zuggewicht des Bogenschützen.

Wenn die Variablen Pfeillänge und Zuggewicht bekannt sind, muss man sich überlegen, welche Eigenschaft der Schaft erfüllen soll. Ein Langstreckenpfeil ist dünn, dafür ist z. B. ein ACG oder ein ACE gut geeignet. Als Allzweckpfeil eignet sich ein ACC-Pfeil. Für Kurzstrecken eignet sich ein Pfeil aus Aluminium, z. B. der Paradepfeil X7.

Ein Hauptkriterium für die Auswahl des richtigen Pfeilschafts ist fraglos der Geldbeutet. Ein Pfeil ist eindeutig ein Verbrauchsgut und ein Einsteiger braucht keinen Pfeil für 15 Euro!

Der Pfeilschaft muss zum Bogen passen, d. h. zum Zuggewicht auf dem Finger, das der Bogenschütze zieht. Der Pfeilhersteller Easton bietet auf seiner Homepage einen Schaft – Selector an, der schnell und einfach den richtigen Schaft im Verhältnis zur Stärke des Bogens ermittelt.

Die Auswahl des richtigen Schafts erfolgt in folgenden Schritten:

  1. Ermittlung der Auszuglänge
  2. Ermittlung des Auszugsgewichts auf dem Finger
  3. Festlegung der Eigenschaften, die der Schaft erfüllen soll (unter Betrachtung des Geldbeutels)
  4. In der Easton-Tabelle unter dem ausgewählten Schaft mit dem Zuggewicht und der Auszugslänge den von Easton vorgeschlagenen Spinewert bestimmen.
  5. Den empfohlenen Schaft kaufen und in der Praxis testen. Dabei auch mit verschiedenen Spitzengewichten arbeiten und so ein grobes und feines Tuning durchführen.
  6. Sobald die individuellen Werte ermittelt worden sind, können weitere Schäfte geordert werden.

Man kommt also nicht umhin, sich ein wenig mit den aktuellen Materialien auszukennen. Das meiste übernimmt zum Glück der Händler des Vertrauens, der in der Regel materialkundig ist und gut mit dem Thema vertraut ist. Der Einsteigerschütze und auch der fortgeschrittene Schütze sind damit häufig überfordert, zu viele Faktoren müssen berücksichtigt werden, um einen Pfeil zum Fliegen zu bringen. Dennoch müssen die Grundprinzipien von jedem Bogenschützen verstanden worden sein, sonst kann man den richtigen Pfeil nicht auswählen und dem Händler nicht die notwendigen Informationen geben!

Pfeilphysik

Es gibt einige Grundsätzliche Dinge die jeder Bogenschütze über Pfeile wissen sollte. Diese Punkte werden hier unter dem Begriff Pfeilphysik angesprochen. Sobald es um den Kauf eines Pfeils geht, muss man sich als erstes die Frage stellen, wofür ist der Pfeil (Halle, Outdoor, Recurve, Compound, WA im Freien (FITA), Feldbogen, 3D) und wie stark ist der Bogen des Bogenschützen, sprich: welche Kraft wird auf den Pfeil ausgeübt. In einem Pfeilekatalog wird der Anfänger sozusagen zuerst „erschlagen“ von der Fülle an Pfeilarten und Typen. Aber welche Eigenschaften haben die Pfeile, warum ist ein Pfeil teurer als der andere und worin unterscheiden sich die verschiedenen Pfeile?

Pfeilphysik Grundsätzliches über Pfeile

Geschwindigkeit als Maß aller Dinge

Je höher die Geschwindigkeit des Pfeils, desto flacher und kürzer ist die Flugbahn und die Flugzeit. Je kürzer die Flugbahn, umso weniger anfällig ist der Pfeil für Witterungseinflüsse. Eine möglichst hohe Geschwindigkeit zu erreichen, ist die wichtigste Anforderung an den Pfeil.

Um eine möglichst hohe Pfeilgeschwindigkeit zu erreichen, muss der Schaft einen sehr kleinen Durchmesser haben, denn die Aerodynamik spielt eine sehr große Rolle. Je dünner ein Pfeil ist, desto geringer sind die Reibungsverluste durch hohen Luftwiderstand.

Außerdem ist das Gewicht des Pfeils zu berücksichtigen. Je leichter ein Pfeil ist, desto weniger Masse ist zu beschleunigen. Ein leichter Pfeil ist daher schneller als ein schwerer. Bei der Pfeilauswahl sollte man also möglichst hochwertige Pfeilschäfte mit geringem Gewicht benutzen.

Bei der Pfeilauswahl für einen Langstreckenpfeil muss man also auf einen dünnen und leichten Pfeil achten.

Dennoch muss der Pfeil ein bestimmtes Gewicht besitzen, und zwar in der Spitze. Ein Pfeil kann nur dann die Energie von dem Bogen übernehmen, wenn der Pfeil ein bestimmtes Mindestgewicht besitzt. Ist der Pfeil zu leicht, verlässt er die Sehne, schon bevor der Bogen die komplette Kraft an den Pfeil übertragen hat. Es ist also wichtig, dass der Pfeil eine Spitze mit einem Mindestgewicht hat!

Als Faustregel beträgt das Mindestgewicht 5 grains pro lbs Zuggewicht. Jeder Hersteller hat aber eigene Vorschriften, welche tunlichst beachtet werden sollten. Der Bogen wird‘s danken, dies gilt insbesondere für den sehr starken Compoundbogen!

Die Biegung des Pfeils (Spinewert) muss zum Bogen passen!

Der Pfeil muss eine exakt zum Bogen passende Biegsamkeit haben (Spinewert). Denn nach dem Abschuss wird der Pfeil gestaucht und erfährt eine Verformung. Von hinten wirkt die Kraft des Bogens auf das Ende des Pfeils, dem steht jedoch die Massenträgheit der Pfeilspitze entgegen. Der hintere Teil des Pfeils wird schneller beschleunigt als der vordere – als Folge biegt sich der Pfeil.

Die dadurch entstehende Biegung nennt man auch den dynamischen Spine. Dieser Spine bewirkt während des Fluges eine schlängelnde Bewegung des Pfeils. Der Pfeil wird zuerst in eine Richtung gebogen und gleicht diese dann wieder durch Biegung in die andere Richtung aus. Diese tänzelnde Bewegung (Pfeilparalaxe) muss exakt auf den Bogen abgestimmt werden, bzw. auf die übertragende Kraft, die der Bogen abgibt. Wenn der Spinewert des Pfeils nicht stimmt, führt dies zu einem unruhigen Pfeilflug und ungenauen Schussergebnissen. Außerdem kann der Pfeil auch am Bogen anschlagen und erheblich von der gewünschten Flugrichtung abweichen.

Der richtige Spinewert ist für alle Recurvebögen sehr wichtig! Bei Compoundbögen geschieht die Kraftübertragung viel effizienter, so dass die Bewegung des Pfeils nicht so ausgeprägt ist wie bei den Recurvebögen. Es ist daher für einen Compoundbogen viel einfacher, einen flugfähigen Pfeil zu erhalten, aber ebenso wichtig.

Der Spinewert eines Pfeils wird von verschiedenen Dingen beeinflusst. Hier ist natürlich zu allererst das Material zu nennen. Aber auch die dicke des Schafts, das verwendete Spitzengewicht und auch die Befiederung nehmen Einfluss auf die Biegsamkeit des Pfeils. Der Pfeil muss in seiner Komplettheit betrachtet werden. Im Rahmen des Grobtunings kann man den Spinewert mit leichteren oder schwereren Spitzen am effektivsten verändern. Aber auch die Länge des Pfeils nimmt größeren Einfluss auf die Beweglichkeit des Pfeils.

Holzpfeile

Holzpfeile sind leicht zu fertigen, und wer nach traditionellen Maßstäben mit Pfeil und Bogen schießen möchte, interessiert sich sehr für Holzpfeile. Wer jedoch an Feldbogenturnieren und WA-Turnieren (Sternturniere, WA im Freien, WA Halle) teilnehmen möchte, benötigt gutes Material, das einem keine Nachteile einbringt. Holz ist ein Naturmaterial und hat aus diesem Grunde viele Eigenschaften, die diese Pfeile nicht für den ernsthaften Turniersport empfehlen. Diejenigen Turnierschützen, die mit Carbonpfeilen oder Aluminiumpfeilen schießen, haben konstantere Trefferlagen, da diese Materialien nicht so großen Schwankungen unterworfen sind, wie es bei Holz der Fall ist.

Warum keine Holzpfeile?

Um diese Frage zu beantworten muss man zuerst verstanden haben, worauf es beim Bogenschießen ankommt. Wie komplex das Bogenschießen in der Kombination „Technik des Schützen“ und „verwendetes Material“ ist, wird ein Außenstehender nicht verstehen können und erst ein fortgeschrittener Bogenschütze wird nach ca. 1 Jahr intensiven Lernens unter Anleitung eines erfahrenen Trainers die tieferen Zusammenhänge begreifen lernen.

Aber man kann es auch anders beschreiben. Die Kunst des Bogenschießens ist die Kunst des Identischen. Es kommt darauf an, bei jedem Schuss eine immer gleiche Haltung im Stand, beim Griff in den Bogen, beim Griff in die Sehne, Beim Auszug und Ankern, der Rückenspannung und dem Lösen zu erreichen. Nur dann treffen wir immer auf die gleiche Stelle (und das wollen ALLE Bogenschützen, die Spaßschützen genauso wie die Turnierschützen!)

Genau die gleichen Anforderungen müssen wir aber auch an das verwendete Material stellen. Die Sehne, die Wurfarme, das Mittelteil und der Pfeil sollen sich bei JEDEM Abschuss immer gleich verhalten. Nur dann fliegen die Pfeile auch immer auf die gleiche Stelle.

Bogenschießen ist die Kunst des identischen!

Wenn man sich nun die Eigenschaften von Holzpfeilen anschaut, wird man folgendes feststellen:

  1. Holz ist nicht so stabil wie Carbon oder Aluminium und daher müssen die Holzpfeile in einer bestimmte Mindestdicke gefertigt werden. Dicke Pfeile haben aber einen hohen Luftwiderstand. Somit sind Holzpfeile keine guten Pfeile für große Entfernungen.
  2. Holz ist ein Naturmaterial. Kein Holzpfeil ist identisch mit einem anderen Holzpfeil, daher entstehen bei Verwendung von Holzpfeilen größere Streuungen auf der Scheibe, die Gruppierung ist größer.
  3. Holz „arbeitet“ und verändert sich ständig. Durch eine höhere oder niedrigere Luftfeuchtigkeit oder gar Regen werden die Eigenschaften des Holzpfeils stark verändert und dies führt ständig zu einer anderen Trefferlage auf der Scheibe.

Bei Verwendung von Aluminium oder Carbon braucht sich der Bogenschütze um solche Dinge nicht zu sorgen, Pfeile aus diesen Materialien sind gleichmäßiger (identischer) und erlauben daher bessere Gruppierungen und ermöglichen höhere Ringzahl. Der Holzpfeil ist also wirklich nicht für einen Turnierschützen geeignet und sollte in der Tat nur auf dem Langbogen geschossen werden (Abhängig vom Verband sind Holzpfeile für den Langbogen vorgeschrieben).

Der Holzpfeil kann einen hochgezüchteten Recurvebogen oder Compoundbogen sogar beschädigen. Häufig werden filigrane Pfeilauflagen eingesetzt, um die Flugbahn des Pfeils besser zu stabilisieren und identischer zu gestalten. Ein grober Holzpfeil ist durchaus in der Lage, die modernen Pfeilauflage zu beschädigen.

Auch hinsichtlich der Krafteinwirkung auf den Pfeil ist Holz ein nicht geeignetes Material. Bei modernen Recurvebögen oder Compoundbögen wurde das ganze Material darauf hin optimiert, die Kraft bestmöglich auf den Pfeil zu übertragen. Ein Holzpfeil kann durch seine instabilen Bewegungen einen Teil der Kraft an den Bogen zurück geben und so längerfristig die Wurfarme beschädigen. Zumindest können die superteuren Wurfarme ihre Leistung nicht entfalten.

All diese hier genannten Gründe führen mich zu der Schlussfolgerung, dass Holzpfeile nicht auf Recurvebogen oder Compound geschossen werden sollen und auf dem Langbogen nur, weil des das Reglement vorschreibt.

Wer es dennoch machen möchte, soll sich das teure Geld für einen Recurvebogen sparen und sich lieber mit einem Langbogen anfreunden. Bei einem Langbogen ist die Philosophie eine andere. Man versucht wie „Robin Hood“ zu schießen und trifft hier auf Gleichgesinnte. Die natürlichen Streuungen im verwendeten Material haben alle gleichermaßen und Langbogenschützen nehmen dies als Herausforderung.

Anders bei den Recurveschützen oder Compoundschützen. Hier ist das Moderne und die Präzision und die Wiederholbarkeit des Schusses im Vordergrund. Wer in diesen Disziplinen schießen möchte, kämpft auf hohem Niveau um jeden Ring und kann es sich nicht leisten, von vorne herein mit einem Materialnachteil auf dem Turnier anzutreten.

Die Wahl des Pfeilmaterials ist aber nur die halbe Wahrheit. Viele Neueinsteiger kaufen sich den Bogen über das Internet und erhalten dort häufig auch ein paar Pfeile dazu. Dies ist sicherlich ein sehr schlechter Weg, um sich mit dem Bogensport anzufreunden. Der Bogen ist wie ein paar Schuhe, die dem Schützen passen müssen. Und die Pfeile sind wie gutes Werkzeug. Beides muss gut aufeinander abgestimmt werden, um ein schönes Schussbild zu erreichen. Dies kann in der Regel nur ein Verein mit erfahrenen Bogenschützen und Trainern leisten, die den Einsteiger langsam heranführen und das Material optimieren. Wenn der Pfeil nicht zum Bogen passt, dann ist das, wie wenn man mit einem 18er -Schraubenschlüssel versucht, eine Kreuzschraube zu lösen. – Das wird nix!

Bogenschützen, die schlecht beraten worden sind oder keine Hilfestellung erhalten, schießen häufig mit schlecht abgestimmten Material. Die schlechte Trefferlage der Pfeile liegt dann nicht unbedingt am Bogenschützen, sondern daran, dass der Pfeil beim Abschuss am Bogen anschlägt oder die Kraft des Bogens nicht verarbeiten kann.

Dass der Schussablauf so komplex ist und dass die Eigenschaften des Bogens, der Wurfarme und der Pfeil so großen Einfluss auf das Bogenschießen haben, kann ein Einsteiger natürlich nicht wissen. Dem Einsteiger bleibt daher nur der Rat, sich an einen erfahrenen Bogenschützen oder an einen Trainer zu wenden.